Sind sie nur nervige Plagegeister oder doch wichtiger Teil des Ökosystem? Plus ein Naturkosmetik Rezept gegen juckende Insektenstiche
Stechmücken, Gelsen, manchmal auch als Schnaken bezeichnet sind vor allem eins: nervig. Wer hat nicht schon mal eine schlaflose Nacht erlebt, weil das leise „sssssssss“ einen kein Auge zu tun ließ oder den lauschigen Abend auf der Terrasse nach Innen verlegt, weil einem die Quälgeister einfach nicht in Ruhe gelassen haben?
Die Stechmücke lieb es feucht und warm. Und sie ist super anpassungsfähig, sie besiedeln unseren Planeten schon seit mehr als 100 Millionen Jahren. Das liegt auch daran, dass ihre Eier sehr widerstandsfähig sind: Diese können, einmal im Boden abgelegt, dort Monate oder sogar Jahre überdauern. Steigen die Temperaturen an, dann geht es auf einmal ganz fix. In nur wenigen Wochen entwickeln sich die Larven, die sich verpuppen und dann zu den ausgewachsenen Mücken heranwachsen. Jede weibliche Mücke kann 3-4 Mal in ihrem Leben um die 200 Eier legen!
Was ist eigentlich die Aufgabe der Mücke?
Hast du dich nicht auch immer wieder gefragt, warum es die lästigen Quälgeister eigentlich gibt? Tatsächlich sind sie natürlich wichtig für unsere Natur und ein wichtiger Teil der Nahrungskette und bieten Vögeln und Fledermäusen wichtige Beute. Auch Fische und Kaulquappen sind auf Mückenlaven, die im Wasser leben, als Nahrung angewiesen.
Mückenlarven in Gewässern dienen außerdem als eine Art Filteranlage. Da sie sich durch Mikroplankton und organischen Material und säubern so das Wasser.
Außerdem bestäuben Mücken Blütenpflanzen, denn sie ernähren sich auch von Nektar.
Es ist also nicht überraschend, das Mücken ihre Berechtigung in der Natur haben und die Evolution sich schon etwas dabei gedacht hat, die Mücke auf den Planeten Erde zu holen. 😊
Worauf fahren Mücken ab?
Wusstest du, dass die vermeintlichen Blutsauger eigentlich Vegetarier sind? Um selbst zu Überleben zapfen sie uns nicht an, das Protein aus unserem Blut brauchen sie für die Entwicklung ihrer Eier, weshalb die weiblichen Mücken auf Beutejagd gehen.
Sie können extrem gut riechen und Wärme wahrnehmen. Die Körperwärme als auch der Duft leitet sie zu ihren Opfern.
Ihr wichtigster Leitduft ist das ausgeatmete Kohlendioxid, daran merken sie am ehesten, dass ein Opfer in ihrer Nähe ist. Diesen können sie auf 50m Entfernung bemerken.
Es gibt Gerüchte, dass Stechmücken besonders gerne Menschen anfliegen, die viel Zucker im Blut haben oder viel Kohl oder Vitamin B1 haltige Lebensmittel verzehren. Das ist allerdings nur ein Gerücht.
Was man mittlerweile weiß, ist, dass Mücken auf folgendes „fliegen“:
Menschen, die viel Salz essen, wegen der vermehrten Milchsäure, die über die Haut freigesetzt wird, das zieht die Mücken nämlich an.
Außerdem bevorzugen sie anscheinend (nicht wissenschaftlich belegt) Menschen mit hohem Cholesterinspiegel bzw Blutfett.
alkoholisierte Personen, besonders Biertrinker!
Was hilft um Mücken abzuhalten?
Es gibt bestimmte Dinge, die Mücken nicht so toll finden und mit denen man sich helfen kann, nicht ganz so von den Plagegeistern gegängelt zu werden:
Rauch:
"Feuer machen oder mit Holzkohle grillen"
Wer nicht so gern im Feuerrauch sitzt oder kein Feuer entzünden kann, dem hilft vielleicht das traditionelle Räuchern mit bestimmten Kräutern, die Mücken nicht leiden können.
Kräuter und Hölzer die sich zum Räuchern gegen Mücken eignen:
- Lavendel
- Salbei
- Rosmarin
- Rainfarn
- Pfefferminze
- Wacholder
- Zitronenmelisse
- Anis
- Gewürznelke
- Zimt
- Zitrone
- Beifuß
- Basilikum
- Zedernholz
- Zirbenholz
Am einfachsten funktioniert das Räuchern mit einem Räucherstövchen, in das ein Teelicht gestellt wird, darauf wird das Räucherwerk, also die Kräuter, gegeben plus Weihrauch oder Fichtenharz, welches für eine gute Rauchentwicklung sorgt.
Wer keinen Räucherofen hat, kann auch versuchen, gemahlene Kaffeebohnen in einer feuerfesten Schale anzuzünden. Das raucht super und die Mücken können den "Duft" nicht leiden.
Duftmarke setzen
Bestimmte Düfte können Mücken nicht ab. Diese findet man auch in den gängigen Mückensprays wieder. Wer genau wissen möchte, was er sich auf die Haut sprüht, kann sich sein Anti-Brumm auch selber machen. Folgende ätherische Öle werden von Mücken gemieden und können, vermischt mit hochprozentigen Alkohol, dafür sorgen, dass die Plagegeister euch in Ruhe lassen:
- Rosengeranie
- Zitrone
- Eukalyptus, Zitroneneukalyptus
- Pfefferminze
- Citronella
- Zitronengras
Leider hat sich herausgestellt, dass die natürlichen Mückenschutzmittel eine geringere Wirkdauer haben. Für einen längeren Schutz empfiehlt sich tatsächlich, ein gutes, synthetisches Spray zu wählen.
Mein Favorit ist Ballistol Stichfrei, das erstens gut schützt (zumindest bei unseren Mücken hier 😊), zweitens gut riecht und drittens zusätzlich die Haut pflegt.
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Was passiert beim Mückenstich?
Hast du dich mal gefragt, warum man immer erst merkt, dass die Mücke gestochen hat, wenn es schon zu spät ist? Das liegt daran, dass sie uns beim Stich ein Betäubungsmittel verabreicht, damit wir nicht sofort auf sie aufmerksam werden. Zudem injiziert sie eine Substanz gegen die Blutgerinnung, denn sie möchte ja fließendes, dünnes Blut trinken.
Auf diese Substanzen reagiert dann unser Körper. Das Immunsystem aktiviert die Mastzellen, Histamin auszuschütten (das ist der Stoff, der auch bei allergischen Reaktionen oder der Berührung mit Brennnesseln ausgeschüttet wird). Dieser sorgt dafür, dass es anfängt zu Jucken. Außerdem weiten sich die Blutgefäße und Flüssigkeit tritt aus: Schwellungen entstehen.
Im nächsten Schritt greifen die Leukozyten (die weißen Blutkörperchen, die dem Immunsystem angehören), um die Fremdsubstanzen abzubauen. Dabei wird umliegendes Gewebe zerstört und Juckreiz und Schwellung können noch zunehmen.
Was tun bei juckenden Stichen?
Es gibt genug Präparate in der Apotheke oder Drogerie, die helfen können. Wer auf natürliche Mittel zurückgreifen möchte, dem lege ich folgendes ans Herz:
Kühlen
Ein kühler Lappen oder eine Kompresse aus dem Kühlschrank helfen, den Juckreiz zu stoppen und beruhigen die Hautstelle.
Ätherische Öle
Ätherisches Teebaumöl & Ätherisches Lavendelöl - Beide wirken desinfizierend, beruhigend, juckreizlindernd und abschwellend.
Ein Tropfen des Öls kann direkt auf den Stich gegeben werden. Diese beiden Öle sind übrigen neben ätherischem Pfefferminzöl die einzigen, die pur auf die Haut angewendet werden dürfen. Alle anderen sollten immer verdünnt angewendet werden.
Spitzwegerich
Spitzwegerich ist eine tolle Heilpflanze, die du fast überall zu dieser Zeit auf der Wiese finden kannst. Er kann innerlich und äußerlich eingenommen werden. Wir machen uns hier seine entzündungshemmenden, beruhigenden, abschwellenden, zusammenziehenden, desinfizierenden und juckreizstillenden Eigenschaften zu nutze.
Du kannst den Spitzwegerich z.B. einfach frisch pflücken (z.B. wenn du gerade auf einer Wanderung oder Spaziergang bist und nichts anderes zur Hand hast), etwas in den Fingern reiben, dass der Saft austritt und dann auf deinen Stich geben. Du wirst sehen, wie der Juckreiz sofort nachlässt
Was sich anbietet, um ihn auf Vorrat parat zu haben, ist eine Spitzwegerich Tinktur.
Anleitung Spitzwegerich Tinktur
Dafür werden Spitzwegerich Blätter kleingeschnitten und in hochprozentigen Alkohol (z.B. Korn oder Wodka) eingelegt. Das Ganze darf dann für ungefähr 3 Wochen „ausziehen“, also bei Raumtemperatur und Licht stehen. Am besten täglich einmal schütteln, damit immer alle Pflanzenteile von Alkohol benetzt sind, um Schimmelbildung zu vermeiden.
Ich habe hier auch noch Kamille und Gänseblümchen dazu gegeben, weil es gerade daneben geblüht hat und beide entzündungshemmend und beruhigend wirken und den Spitzwegerich so noch unterstützen.
Mein absoluter Favorit bei Mückenstichen: Der "no scratch roll on"
Hierfür mache ich mir die Eigenschaften der Spitzwegerich-Tinktur plus der ätherischen Öle zu nutzen. Ich bewahre meinen Roll-on am liebsten im Kühlschrank auf, so wird die Hautstelle auch gleich noch gekühlt.
Zutaten:
20ml Roll on Glasfläschchen
10ml Spitzwegerich Tinktur
5 Tropfen ätherische Öl Lavendel
3 Tropfen ätherisches Öl Teebaum
2 Tropfen ätherisches Öl Pfefferminze
2 Tropfen ätherisches Öl Myrrhe
Ich gebe zuerst die Tinktur in das Fläschchen und Tropfe dann vorsichtig die Öle hinzu. Kurz schütteln und dann ab in den Kühlschrank.
Kann ein Mückenstich gefährlich werden?
Generell werden Mückenstiche in Deutschland als ungefährlich eingestuft. Allerdings kommt es hin und wieder auch vor, dass Menschen auf einen Mückenstich mit mehr als nur Quaddeln, Juckreiz und Schwellung reagieren.
Saß die Mücke z.B. vorher auf einem Kuhfladen, könnte sie Bakterien wie Streptokokken aufgenommen haben und diese dann beim Stich mit an uns abgeben. Diese vermehren sich in den Lymphbahnen und können so zu einem Lymphödem führen. Daher ist es durchaus sinnvoll, Mückenstiche mit desinfizierenden Substanzen wie z.B. Lavendelöl zu reinigen.
Was du auch auf keinen tun solltest, ist den Mückenstich aufzukratzen. Dabei kann es nämlich zu einer Mischinfektion kommen, wenn die Hautbakterien in den Blutkreislauf eingeschleust werden. Im schlimmsten Fall kann so sogar eine Blutvergiftung (Sepsis) entstehen.
Aufpassen solltest du, sobald der Stich anfängt zu pochen, heiß wird und/oder sich verfärbt. Dann ist es besser, du konsultierst eine Arzt.
QUELLEN
www.ndr.de
www.br24.de
www.planet-wissen.de
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