Immer wieder im Frühling, wenn die Temperaturen langsam steigen und die Natur anfängt zu sprießen, werden auch die Zecken wieder aktiv und schlüpfen aus ihrem Winterquartier, um auf Beutefang zu gehen.
Mittlerweile sind 2% aller Zecken in Deutschland mit einem Krankheitserreger infiziert, die Tendenz ist eher steigend. Wie du dich schützen kannst und was du über Zecken wissen solltest, erfährst du hier. Plus einer Anleitung, wie du eine Anti-Zecken-Creme selber machen kannst.
Zecken und ihre Gefahren
Leider übertragen die kleinen Blutsauger nicht ganz ungefährliche Krankheiten - und weil sie so klein sind und ihr Biss nicht wirklich weh tut, bleibt der Zeckenbiss oft lange unbemerkt... genug Zeit also, damit das Tierchen ganz genüsslich saugen kann und dabei seine Keime in den befallenen Organismus einschleust.
Wann & Wo sind Zecken aktiv?
Ab einer Lufttemperatur von ca. 15 Grad fühlen sie sich so richtig wohl, weshalb sie sich in unseren Breiten auch so stark verbreiten. In höheren Lagen wie z.B. in den Alpen findet man sie tatsächlich weniger - man sagt, dass sie eine Höhenlage von 800 Höhenmeter nicht überschreiten, da sie aber auch Anpassungskünstler sind, würde ich mich darauf nicht verlassen ;-)
Man konnte nämlich in den letzten Jahren auch schon Zeckenbisse bei Temperaturen um die 3 Grad feststellen. Im Grunde spricht von der Zeckensaison in Deutschland von Februar bis November. Wenn es im Sommer so richtig heiß wird mit über 30 Grad sind die Zecken übrigens auch weniger aktiv - sie bevorzugen ein mäßig warm und feuchtes Klima.
Die kleinen Blutsauger sind in Deutschland vor allem in den Bundesländern Bayern und Baden Württemberg weit verbreitet, aber auch in Südhessen, Thüringen und Sachsen nehmen die Zahlen immer mehr zu.
Übrigens sind Zecken hart im Nehmen: Sie überstehen 24 Stunden im Gefrierschrank, überleben Temperaturen von 40 Grad und selbst im Wasser halten sie es 3 Wochen aus.
Welche Zeckenarten gibt es?
Man spricht von über 18 Zeckenarten, bei uns kommt vor allem der Gemeine Holzbock und die Auwaldzecke, auch Winterzecke genannt, vor. Allen voran der gemeine Holzbock ist ein Überträger von gefährlichen Krankheiten.
Auwaldzecke
Stürzt sich vor allem auf Tiere und überträgt das Q Fieber, das für den Menschen meist un-gefährlich verläuft. Sie ist kleiner als der gemeine Holzbock und hat einen gefleckten Rücken.
Gemeiner Holzbock
Häufigste Zeckenart in Deutschland und Überträger von FSME und Lyme Borreliose.
Mittlerweile kommen übrigens auch bei uns nicht heimische Zeckenarten vermehrt vor. So z.B. die Hyalomma Zecke aus den Tropen, die ihre Beute sogar verfolgt oder die braune Hundezecke aus dem Mittelmeerraum. Diese können das Fleckfieber übertragen, es sind aber bisher nur ganz wenige Fälle bekannt.
Welche Krankheiten übertragen Zecken?
Für den Menschen besteht vor allem die Gefahr durch FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und Borreliose. Hier gebe ich dir einen kurzen Überblick über beide Krankheitsbilder:
FSME | |
Beschreibung | Die FSME ist eine Gehirn-, Hirnhaut- und Rückenmarksentzündung. Es gibt ca. 300 Fälle pro Jahr. |
Impfung | Gegen die FSME kann und sollte man sich impfen lassen, vor allem wenn man viel im Wald unterwegs ist und/oder in einem Risikogebiet wie z.B. Bayern wohnt. |
Übertragungsweg | Die Übertragung erfolgt durch den Speichel der Zecke, daher kann eine Infektion mit dem FSME Virus innerhalb von einigen Stunden erfolgen |
Frühsymptome | Nach 14-20 Tagen treten die 1. Symptome auf: Kopfschmerzen, Fieber, Erbrechen - oftmals ist die Krankheit damit auch überstanden |
Spätsymptome | Wenn die Krankheit Stadium 2 erreicht kann es zu hohen Fieber, super starken Kopfschmerzen, Nackensteife als auch Lähmungen kommen |
Lyme Borreliose | |
Beschreibung | Borrelien sind Bakterien, die sich über die Blutbahn im Gewebe verteilen und so verschiedene Organe oder sogar Nerven befallen können. |
Impfung | Bisher ist keine Impfung möglich - es wird aber viel in diese Richtung geforscht. |
Übertragungsweg | Die Borrelien sitzen im Darm der Zecke, es dauert also einige Zeit, bis die Übertragung stattfindet - deshalb ist es so wichtig, die Zecken so schnell wie möglich zu entfernen (innerhalb der ersten 24 Stunden) |
Frühsymptome | Nach 7-10 Tagen bildet sich bei 50% der Infizierten ein kreisförmiger, roter Hautausschlag (Erythema migrans genannt): Ein eindeutiges Zeichen für eine Infektion. Weiterhin kommt es zu Fieber, Gliederschmerzen und Lymphknotenschwellungen. |
Spätsymptome | Später kann es zu Lähmungen, Gelenksentzündungen, Nackensteife bis hin zu Herzmuskelentzündungen kommen - je nachdem, wo die Borrelien es sich bequem gemacht haben. Man nennt die Borreliose deshalb auch Chamäleon unter den Krankheiten. |
Therapie | Antibiotika! Es ist aber wichtig, dass die Infektion so früh wie möglich und bestenfalls innerhalb der ersten zwei bis drei Wochen nach Infektion behandelt wird. Leider bemerken Betroffene die Infektion oftmals erst zu spät. |
Wissenswertes | Borrelien schlummern im Körper. Selbst, wenn die Lyme-Borreliose nicht im oben beschriebenen Ausmaß auftritt, können einen die Bakterien im täglichen Leben belasten. Oftmals kommt es zu unerklärlicher Müdigkeit, Leistungsminderung, Gelenkschmerzen usw. und das letzte, an das man denkt, ist der Zeckenstich, den man vor Jahren hatte. |
Wie kannst du dich schützen?
Wenn du in Risikogebieten unterwegs bist, ist es immer besser, lange Kleidung zu tragen, vor allem lange Hosen und die Beine in die Socken zu stecken.
Aber es gibt auch ein paar natürliche Mittel, die Zecken nicht so toll finden und sie tatsächlich gut abhalten. Ich gebe dir hier ein Rezept für eine all-day Anti-Zecken-Creme bzw. Öl, dass dich bis zu 6 Stunden vor den Blutsaugern schützen kann.
Rezept
- 100g Kokosöl
- 10g Bienenwachs (um die Konsistenz
fester zu bekommen, kann aber
weggelassen werden)
- 5 Tropfen ätherisches Lavendel Öl
- 5 Tropfen ätherisches Lemongras Öl
- 5 Tropfen äth. Zitroneneukalyptus Öl
Es geht ganz einfach: Schmelze das Kokosöl mit dem Bienenwachs in einem Wasserbad; gib dann die ätherischen Öle dazu aber achte darauf, dass die Masse nicht mehr als 40 Grad hat, um die Eigenschaften der ätherischen Öle nicht zu beeinträchtigen.
Fülle es dann in ein ausgekochtes Schraubglas und trage die Creme jedes Mal auf, wenn du in den Wald gehst, um dich zu schützen.
Du kannst das Zitroneneukalyptus Öl auch durch Teebaumöl oder Geraniumöl ersetzen.
Warum wirkt das Ganze?
Kokosöl beinhaltet drei Fettsäuren, die sich positiv (oder eher negativ?!) auf den Zeckenbefall auswirken:
> Laurinsäure: Diesen Stoff können Zecken einfach überhaupt nicht leiden
> Caprinsäure: wirkt antimikrobiell, schützt also für Bakterien
> Caprylsäure: ist ein natürliches Insektizid - Insekten fahren einfach gar nicht darauf ab!
Die genannten ätherischen Öle sind sogar nachweislich gegen Zecken als auch Mücken wirksam - zwei "Insekten" mit einer Klappe schlagen sozusagen ;-)
Auch Schwarzkümmelöl soll gegen Zecken helfen. Zwar gibt es hierzu noch keine aussagekräftigen Studien, allerdings wurde bei Hunden, denen Schwarzkümmelöl ins Futter gemischt wird, ein signifikant geringerer Zeckenbefall festgestellt. Schwarzkümmelöl kann in Tablettenform oder pur eingenommen werden und ist übrigens ohnehin ein tolles Produkt mit vielen gesundheitsförderlichen Eigenschaften. Das ist aber wieder ein anderes Thema...
Was tun beim Zeckenbiss?
Als allererstes: Fachgerecht entfernen - deshalb gehört eine Zeckenzange in jede Haus- und Reiseapotheke. Wichtig dabei: so nah wie möglich am Kopf des Insekts ansetzen und die Zecke gerade, nicht mit einer Drehbewegung (Zecken haben kein Gewinde wie eine Schraube sondern Widerhaken...) herausziehen.
Niemals sollte man übrigens auf die noch saugende Zecke Desinfektionsspray oder sonst etwas geben. Das versetzt die Zecke unter Stress und sorgt dafür, dass sie ratzfatz ihren gesamten Darminhalt in die Wunde entleert, dabei werden auch alle Keime, die sie in sich trägt, mit ausgeschieden.
Nach der Entfernung der Zecke sollte man die Stelle mit Desinfektionsmittel oder einem desinfizierendem ätherischen Öl wie z.B. Lavendelöl versorgen. Dieses pflegt auch gleich die Haut und regt die Wundheilung an.
Achte auf Symptome
Bis zu 4 Wochen nach einem Zeckenstich sollte man sich selbst auf Symptome wie z.B. Fieber oder Kopfschmerzen beobachten. Bis zu 12 Monate sogar auf Gelenkschmerzen oder anderweitige unerklärliche Krankheitszustände.
Ich hoffe, meine Tipps helfen dir, eine zeckenfreie Outdoorzeit zu genießen!
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