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Was es bedeutet in der heutigen zeit hochsensibel zu sein...


Die Herausforderungen der heutigen Gesellschaft sind nicht ohne... 10/10, „the most“ und „the best“ ist aus unserem heutigen Sprachgebrauch fast nicht mehr wegzudenken. Vielleicht als Lob und gut gemeint, aber: Hier entsteht ein wahnsinniger Druck. Kann ich die „10“ das nächste mal halten, werde ich das nächste mal auch „the best“ sein? Was, wenn ich mal einen Tag nicht so funktioniere? Und was ist ein „the best“ wert, wenn ich es jeden Tag mehrmals vergebe? Und was ist alles andere dann wert, wenn ich „the most beautiful bag“ schon gekauft habe, ist jede andere Tasche dann einfach ´ne Kategorie drunter?


Diese Art der Bewertung scheint oberflächlich und ist wahrscheinlich meist auch so gemeint. Jedes Individuum bewertet nach seiner eigenen Skala. Ob mir etwas 3 oder 5 Sterne wert ist, hängt am Ende nur von mir ab. Sagt eine Bewertung also am Ende mehr über mich aus, als über das, was ich bewerte?



Was Bewertung, Lob & Tadel mit uns machen

Nun ist es in unserer Welt so: In jeder persönlichen (aber auch digitalen) Interaktion haben wir mit Lob oder Tadel zu tun.

Tatsächlich sind Lob und Bewertungen aber eine Art Herrschaftskom-munikation. Bewertung schenkt Macht und zwar jedem, der sich das Recht nimmt, zu bewerten. Und das wird heutzutage ja ganz offensiv angeboten: Bei Facebook gibt es einen einfachen Button für Daumen hoch oder runter, Insta verschenkt Herzchen oder eben nicht und Google möchte auch immer wissen, wie viele Sterne uns unsere gerade eben erlebte Erfahrung wert ist...


So bewertet also jeder alles - ganz gleich, ob er die Kompetenz dafür besitzt oder nicht. Und das ist das gefährliche. Wie viel kann eine Bewertung wert sein, wenn sie von jemanden kommt, der den wert gar nicht bestimmten kann? Und trotzdem macht es etwas mit einem - wo wie wieder bei dem Thema Macht und Manipulation wären. Bewertungen können sich damit bedrohlich anfühlen.


Sicherlich macht konstruktive und sachliche Bewertung Sinn. Wird in einem 5 Sterne Restaurant nur Tiefkühlkost angeboten ist eine Reaktion darauf verständlich. Aber kannst du das wirklich sicher sagen? Oder ist das nur eine Vermutung?


Mittlerweile gibt es sogar einige Studien, die sich mit diesem Thema befasst haben und darstellen konnten, dass Bewertungen und Lob einen enormen Druck aufbauen.


Der eigentliche Sinn von Kritik, für Verbesserung und Entwicklung zu sorgen, ist nur dann gegeben, wenn die Kritik konstruktiv ist und von jemanden kommt, der sich mit der Materie auskennt. Sonst ist eine Bewertung meist gar nicht zielführend für den, der sie bekommt, sondern eher für den, der sie gibt.


Nimmt Bewertung nicht auch Überraschung und Abenteuer vorweg?


Ein weiteres, eher toxisches Bewertungsfeld: Emotionen und Persönlichkeit. "Du bist immer so freundlich" ist sicher nett gemeint aber kann dazu führen, dass die bewertete Person sich nun unter Druck gesetzt fühlt, immer nett und freundlich zu sein, denn dafür "wird sie geliebt". Ein schlechter Tag erscheint fast unverzeihlich. Unsere evolutionären Verhaltensmuster stecken einfach noch sehr tief in uns.


Und: Wenn wir immer im Vorfeld schon wissen, was uns erwartet, wie viel Überraschung können wir noch erleben?


Was bedeutet Bewertung speziell für Hochsensible?

Den Fachbegriff „Hochsensibel“ gibt es in der Form ja noch nicht so lange. Als ich klein war, wurde ich eher als „Sensibelchen“ oder „sehr empfindlich“ bezeichnet. Trifft es ja auch – hat nur manchmal einen etwas faden Beigeschmack. Als ob man eben nicht so stark wäre, wie andere Menschen.


Wichtig: Hochsensibilität ist keine Krankheit oder Störung, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal.


Was aber stimmt: Hochsensiblen gehen viele Dinge einfach super nah. Gefühle fühlt man super intensiv. Im negativen wie im positiven: Gibt es eine geile Party, dann fühl und feiere ich die auch zu 200%. Es ist ja eben nicht so, dass alle hochsensiblen Menschen auch gleichzeitig introvertiert, schüchtern und zurückhaltend sind. Extrovertierte Hochsensible laufen sogar eher Gefahr, schnell auszubrennen.


Sicherlich hat diese Eigenschaft auch meinen Arbeitsweg geprägt. So bin ich schon früh in einer Branche gelandet, in der man viel mit Menschen zu tun hat. Das ist meine größte Stärke und Schwäche gleichzeitig: „gut mit Menschen zu können“ – nur leider tun mir Menschen nicht immer so besonders gut. Das wird mir jetzt, wo ich wieder Vollzeit in der Tourismusbranche arbeite, immer mehr und mehr bewusst.

Zum einen natürlich, weil wir Hochsensiblen einfach mehr von der Außenwelt und anderen Menschen aufnehmen, als wir verarbeiten können. Der Punkt, der für mich aber der schwierigste ist, ist es, der ständigen Bewertung ausgesetzt zu sein.


Was das mit mir macht? Druck! Ständige Versagensangst. Die Frage „bin ich gut genug?“ die ja oft noch aus Kindestagen in uns schlummert. Habe ich vielleicht mal eine Sekunde schlechte Laune gehabt? (was ja auch normal sein kann… - aber in der Dienstleitung kannst du dir das nicht erlauben). Habe ich nicht abgeliefert? War ich vielleicht nicht so freundlich, wie ich es sonst immer bin, weil vielleicht etwas vorgefallen ist, das mit belastet? Sofort bekommt man seinen Stempel dafür. Ungefragt. Von jemanden, der weder dich noch deine Situation wirklich kennt.


Bewertungsgesellschaft trifft Leistungs-gesellschaft. Immer 100% perfekt sein müssen – das kann keiner. Und gerade jemand, der alles extrem spürt, kann daran leicht zerbrechen.



Maßnahmen, die wir ergreifen können


„Lass dir doch einfach ein dickeres Fell wachsen“ oder „dann wechsel halt den Job“ habe ich schon oft gehört. Als ob das immer so einfach wäre. Und auch schade – denn gerade durch meine empathische und herzliche Art fühlen sich Menschen bei mir wohl. Was wäre das für eine Welt, wenn nur noch kaltschnäuzige Personen mit verschlossenem Herzen in der Dienstleistung arbeiten würden oder?


Wir können Bewertungen nicht ignorieren, denn wir sind soziale Wesen, daher ist unsere Evolution darauf getrimmt, dass wir darauf achten, wie andere uns sehen.



Aber etwas Wahres ist schon dran. Ich habe mir schon oft geschworen, in der Zukunft weniger mit Menschen zu arbeiten und ganz sicher: Es würde mir besser tun.


Ich versuche, genug Stabilität in mein Leben zu bekommen, sodass mich Bewertungen aus dem Außen nicht mehr ganz so aus der Bahn werfen können. Das hilft mir enorm.



Außerdem reflektiere ich ganz genau, von wem die Bewertung kommt und wie konstruktiv sie gemeint ist.


Hier meine Leitlinien, die mir helfen, besser mit Bewertungen umzugehen:


Leitlinien um mit Bewertungen besser umzugehen

Ich hoffe meine Tipps konnten euch ein bisschen helfen, wenn ihr euch auch ab und zu durch unsere Bewertungsgesellschaft unter Druck gesetzt fühlt. Oder geht es euch gar nicht so wie mir und ihr macht euch da gar keine Kopf drüber?


Alles Liebe,

Lis




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